Talentstiftung Henning Tögel

Mascha Raykhman, Studentin der Popakademie Baden-Württemberg, berichtet aus Chicago

Die Talentstiftung Henning Tögel hat im Januar 2019 zum ersten Mal sogenannte „Kultur-Packages“ vergeben. Mit einem Förderbetrag von jeweils 1.255.- € konnten vier Studierende im Studiengang Popular Musik an der Popakademie Baden-Württemberg ihren Auslandsaufenthalt bei der Songwriting Week an der Partnerhochschule in Chicago verlängern und die kulturellen Erfahrungen vertiefen.

Mascha Raykhman berichtet:

Nach heiteren neun Stunden Flug sind meine Popakademie Kommilitonen Timo, Marcel, Dennis und ich am Flughafen in Chicago angekommen. Früh morgens um 6 losgeflogen und wiederum morgens angekommen, hatten wir erst mal gut mit dem Jetlag zu kämpfen. Glücklicherweise wurde für uns ein Transfer zum Hostel organisiert und wir konnten unbeschwert zum Hostel gelangen, wo wir die nächste Woche in bester Lage der Stadt – dem South Loop verbringen durften.

Wir wohnten in direktem Fußweg zum Millenium Park samt der berühmten silbernen Bohne. Dort ging unser erster Ausflug hin und einige Fotos später spazierten wir weiter, vorbei am beeindruckenden Jay Pritzker Pavillon und entlang des Lake Michigan. Später kauften wir uns noch Tickets für das Chicago Bulls Basketball Spiel, das erste Basketball Spiel, das ich besucht habe und es war mehr als unterhaltsam.

Am nächsten Morgen ging es bereits zum Columbia College, unserer Partner Universität, in der das Songwriting Camp stattfinden sollte. Auch dieses erreichten wir in knapp zehn Minuten Fußweg – eine Traumlage. Angekommen in der Eingangshalle waren bereits einige Studenten da, denen wir uns direkt vorstellten und schnell ins Gespräch kamen. Daraufhin versammelten wir uns alle in einem tollen, Kinosaal-ähnlichen Raum, wo uns unsere amerikanischen sowie deutschen Dozenten den Ablauf der kommenden Woche erklärten und uns in Gruppen a drei Personen aufteilten. Das richtige Arbeiten an den Songs begann erst am Montag, also haben wir uns hauptsächlich erst mal alle kennengelernt und waren noch mit einigen der Studenten Cajun Food essen und besuchten danach eine Drag-Queen Show und Spiel Arcade Bar. Alles auf Empfehlung und in Begleitung unserer neugewonnen Freunde.

Am nächsten Morgen ging unser Programm nahtlos weiter und wir trauten uns in den vermeintlich gefährlichen Süden der Stadt in Bronzeville, um einen klassischen Sonntagmorgen in einer amerikanischen Kirche samt Gospelchor und Live-Band mitzuerleben. Wir wurden unfassbar herzlich empfangen und es war ein fantastisches Erlebnis, dort mitzusingen und zu tanzen.

Die ganze nächste Woche war von morgens bis abends hauptsächlich gefüllt mit der Arbeit an den zwei Songs, die wir bis Ende der Woche fertiggestellt haben sollten. Es war spannend mit den Studenten des Columbia College zu arbeiten und zu sehen, wie sie teilweise ganz andere Herangehensweisen ans Songwriting haben.
Abends waren wir noch, wenn es die Zeit und Energie erlaubte, ab und zu in Bars, darunter auch in der legendären Buddy Guy’s Blues Bar.
Die letzten zwei Tage vor der Präsentation waren wir in den berühmten RaxTrax Studios, um unsere Songs zu recorden und den Mix fertigzustellen. Dann war auch schon die Listening Session, in der wir endlich all unsere Werke vorspielen und die der anderen zu hören bekommen durften.
Dabei saß ich zufällig neben Carlos VillaLobos, einem der Dozenten, der als Musikproduzent bereits riesige Erfolge durch seine Mitarbeit an Serien wie Baywatch, Sex and the City sowie aktuell Empire verbuchen konnte. Da ergriff ich einfach die Chance und fragte ihn nach einer Songwriting Session für die darauffolgende Woche und aus einem wurden sogar drei volle Session-Tage, in denen ich sogar bei Meetings und Konferenzen von ihm dabei sein durfte. Zwei Tage davon war auch der begnadete Gitarrist und Songwriter Nicholas Tremulis, der ebenfalls Columbia College Dozent ist, mit dabei. Das war definitiv das prägendste und wertvollste Ereignis meines Aufenthalts und dafür bin ich unfassbar dankbar.
Während die deutsche Truppe in der freien Woche die kulturellen Facetten der Stadt erkundete, legte ich meinen Schwerpunkt definitiv eher aufs aktive Musik machen mit den „Einheimischen“. So traf ich mich noch mit einem Studenten, mit dem ich noch nicht zusammengearbeitet habe und wir arbeiteten an einem Song, außerdem legte ich noch eine Session mit Bill Holiday aka Mr. Automatic hin, einem Chicagoer Electro-Swing DJ und Labelbesitzer, da ich selbst in diesem Genre tätig bin und wir dadurch ideal an einem Feature arbeiten konnten.

Zwischendurch war noch ein wenig Zeit, um in den Lincoln Parker Zoo zu gehen, ein Improvisationstheater und Chinatown zu besuchen, aber ansonsten waren meine freien Tage fast durchgehend mit Musizieren gefüllt. Und genau so habe ich mir das auch erhofft, bloß hat es meine Erwartungen natürlich noch um Längen übertroffen. Riesengroßes Dankeschön also an die Talentstiftung Henning Tögel für das Ermöglichen dieser einzigartigen Zeit, die dadurch so unbeschwert und zielgerichtet vonstatten gehen konnte.